Episode 1 – Vom Reisen
Drei Autos in drei Wochen 2004. Dieselpumpe kaputt, Reifen platt, Bremsen ohne Funktion, Feder gebrochen, Bodenblech abgerissen… Die Serengeti haben wir auf unserer ersten Reise nie erreicht.
Aber alles kein Grund zur Panik. Auf diese Weise durften wir tagelang afrikanische Gastfreundschaft in Karatu genießen. Ein Ort, in dem der Tourist sonst höchstens zum Tanken stoppt. Unvergessliche Tage, die Serengeti erlebten wir im nächsten Jahr.
Zwar ohne Kardanwelle für den Vierradantrieb, aber was macht das schon.
Leider verhindert die GEMA, dass die Originalmusik aus Tansania erklingen kann. Der Verein besteuert selbst Aufnahmen afrikanischer Straßenmusik, obwohl die Urheber davon nie einen Cent sehen.
Welch Glück, dass es auch GEMA-freie Musiker gibt. Das Highland Musikarchiv von Joachim Lehberger ermöglicht für zivile Preise die Nutzung seiner Werke für den privaten, nichtkommerziellen Bereich. Danke dafür.
www.highland-musikarchiv.com
Episode 2 - Spurensuche
Das Dorf Kolo liegt nahe der Einöde der Ufiome- und Uassi-Berge. Menschen siedelten dort schon vor Jahrtausenden unter den Felsüberhängen. Dort können wir auch Ihre Zeichnungen finden, die ältesten um 4000 Jahre alt.
Die frühen Bewohner blieben lange ungestört, denn viehzüchtenden Stämmen war die feuchte Ebene der Kisaki Plains durch Tsetsefliegen verleidet – das Insekt überträgt tödliche Seuchen auf das Vieh.
So hat natürliche Abgeschiedenheit ein kleines Stück Menschheitsgeschichte konserviert.
Die Nachfahren dieser Menschen sind heute eines der letzten steinzeitlich lebenden Völker des Kontinents. Sie haben sich jedem Versuch der „Zivilisierung“ bisher standhaft widersetzt.
Noch leben einige hundert Hadzabe ungestört in den kargen Ebenen um den Eyasi-See. Hadzabe heißt ganz einfach Menschen. Sie leben von der Jagd und vom Sammeln. Sie leben ohne Führer und Hierarchien in kleinen Familienverbänden.
Aber sie haben wenig Chancen, ihr freies Leben noch lange führen zu können.
Episode 3 – Kilimandscharo
Acht Uhr dreißig. Heute besteigen wir den Berg! Erst einmal besteigen wir einen kleinen Toyota-Bus. Der ist japanisch beschriftet und hat seine besten Jahre wohl im Stadtverkehr von Tokio hinter sich gebracht.
Auf Lehmpisten in Afrika war er nicht vorbereitet, Innenverkleidungen und sonstige ungenügend befestigte Teile haben sich längst aus dem Staub gemacht. Verstaut wird das Berggepäck für 8 Tage.
Anschließend wir vier, ein Fahrer, ein Beifahrer, Alex und Freddie. Nun ist der Bus voll. Es fehlen nur noch Träger. Acht von denen finden auch noch ihren Platz, vier auf dem Notsitz und vier im Gepäck. Jetzt fehlt noch Kibinda, unser Koch.
Und natürlich die Verpflegung, die hat Kibinda gekauft. Der wohnt in einem Dorf in der Nähe, auf dem Weg zum Berg. Am Straßenrand wartet Kibinda mit einigen Säcken und drei weiteren Trägern. Alle finden ihren Platz.
Kibinda auf dem Notsitz und der Rest im Gepäck.
6 Tage später. Der letzte Aufstieg. Ein kleiner Schritt – Mund auf, tief einatmen, ein kleiner Schritt – Mund zu, ausatmen, ein kleiner Schritt – Mund auf ... Es sind nur knapp 200 Höhenmeter von unserem Camp im Vulkankrater zu diesem einen Punkt.
Aber es sind die Meter mit der dünnsten Luft. Dann endlich: Afrikas höchster Punkt.
Episode 4 – Die Massai
In der Trockenzeit ist die Landschaft im Norden Tansanias braun und gelb und grau. Um so mehr leuchten dann rote Punkte in der flimmernden Luft der Ebenen. Massai, unterwegs mit ihren Herden.
Erzwungene Dorfansiedlungen schlugen bisher regelmäßig fehl. Entgegen düsteren Prognosen haben die Massai bisher auch die Übel des Tourismus überlebt. Sicher, ihr Lebensstil ist einem Wandel ausgesetzt, aber die Grundfesten ihrer Kultur scheinen stabil.
Auch der Ol Doinyo Lengai ist ihnen noch immer heilig.
Der Lengai ist nicht sehr hoch – weniger als 2900 Meter über Null, 2000 davon ragen aus Ebene um den Natron-See. Aber der Aufstieg hat es in sich,
ein schwitzender Kampf mit der knöcheltiefen feinen Asche bis gegen Morgen und dann zwei Stunden eisige Kälte beim Sonnenaufgang auf dem Gipfelplateau. Lohnen tut die Schinderei sich allemal – es ist wie ein Ausflug in eine andere Dimension.
Gespenstische Nebel wallen zwischen bizarren Lavapyramiden, aus den Ritzen des brüchigen Grundes stinkt der Schwefel und ein schaudernder Blick in den Lavaschlot krönt die Visite der Götter der Maasai. Der Abstieg ist qualvoll –
14 Stunden auf den Beinen fordern schließlich ihren Tribut.
Episode 5 – Safari Tansania
Safari ist vielleicht das einzige afrikanische Wort, das die Sprachen der Welt durchdrungen hat. Sonnenuntergang, Löwengebrüll, Staub und Abenteuer – daran denken wir, wenn wir Safari hören.
Millionen Europäer und Amerikaner reisen heute ins nördliche und südliche Afrika – sie gehen auf Safari. Das bedeutet für den Einzelnen durchaus etwas unterschiedliches. Für den Einen ist es der Blick in die Wildnis aus dem klimatisierten
Edel-Landcruiser auf der Fahrt in die 5 Sterne-Lodge für 500 US$ pro Nacht mit Frühstück, morgendlicher Ballonfahrt über der Serengeti und anschließendem Sektempfang unter der Schirmakazie. Für den Anderen ist es die Nacht im Zelt
am einsamen Fluß im Nationalpark mit den Geräuschen der Wildnis hautnah und der wohligen Erschöpfung nach einem staubig anstrengendem Tag.
Eine neue Bedeutung bekam das Wort im 20 Jahrhundert. Afrika war „entdeckt“ und „zivilisiert“ – die Großwildjäger fielen ein in die reichen Wildbestände und metzelten aus Mordlust und Trophäengier.
Safari wurde zum Inbegriff des noblen Jagdausflugs. Träger, Toilette, Badewanne, Grammophon und ein Dienertross begleiteten den schießwütigen weißen Herrn. Als selbst die korruptesten afrikanischen Herrscher der nachkolonialen Staaten
die letzten Refugien der Tierwelt unter Schutz stellen mussten, bekam die Safari wieder eine neue Bedeutung.
Heute ist es die Reise aus purer Lust am Reisen mit dem Ziel, Landschaft, Leute und Tierwelt so bequem oder so authentisch wie möglich erleben zu können. Die Flinte ist dabei schon lange durch‘s Teleobjektiv ersetzt.
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Episode 6 – Koloniale Küste
Hier ist Geschichte gegenwärtig, an der Küste Tansanias, gegenüber von Sansibar. Bagamoyo atmet den Geist der Zeiten. „Leg‘ dein Herz nieder“ heißt der Swahili-Ortsname übersetzt. Direkt gegenüber der Gewürzinsel Sansibar gelegen,
war Bagamoyo Marktplatz der besonderen Art. Hier wurden Menschen gehandelt. Die Sklavenkarawanen der Araber endeten aus dem Inneren Afrikas kommend hier am Hafen der Segler. Arbeitsvieh für die Plantagen Sansibars wurde hier genauso verpackt,
wie die Baumwollsklaven Nordamerikas. Leg‘ dein Herz nieder, alle Hoffnung ist nun verloren, Bagamoyo.
Auch die deutsche Kolonialzeit nahm an der Küste ihren Anfang. Trauriges letztes Zeugnis in Bagamoyo ist das alte Gebäude des Generalgouvernements. Unser Führer meinte, eine Bitte Tansanias an die Regierung der Bundesrepublik Deutschland
bei der Rettung des einzigartigen Zeitdokumentes und beim Ausbau als Museum behilflich zu sein, wurde in den 1990igern in Deutschland kühl abgelehnt.
Kein Staat zu machen mit der eigenen Geschichte am Ende der Welt.
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